Original by Sneaker Pimps
Recorded in March 2025
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Und erneut geht es hier um die Wiederaufnahme einer bereits bestehenden Coverversion von dir! Gehen dir die Ideen aus (grinst)?
Tong:
Nein, das nicht (lacht). Die Originalversion von Sneaker Pimps hat mir im Laufe der Jahre immer besser gefallen und ich habe schon lange eine konkrete Vorstellung davon, wie ich sie covern möchte. Es hat mich die letzen Jahre einfach umgetrieben. Natürlich hat die Version von Emilíana Torrini auch ihre ganz spezielle Wirkung, aber mir hat in meiner Version von 2010 einfach dieser mitreißende Riff gefehlt.

Der Riff, den du zu Beginn deiner neuen Version spielst und der immer wieder zwischendurch einsetzt?
Tong:
Ganz genau. Der Song hat keine Bridge, wodurch die Rolle dieses wiederkehrenden Licks umso größer wird. Ich finde, dass dieser Riff den ganzen Song trägt – nicht nur im musikalischen Sinn, sondern auch bezüglich der Aussage des Songs.

Welche Aussage möchte Ten to Twenty denn an die Welt richten?
Tong:
Zur Message des Songs konnte mir das Netz folgende Zeilen liefern:
Der Song „Ten to Twenty“ ist bewusst mehrdeutig gehalten und lässt viel Interpretationsspielraum. Häufig wird er als Reflexion über die Vergänglichkeit von Zeit und die Suche nach einem festen Selbst verstanden. Dabei spielen Themen wie innere Zerrissenheit, das Gefühl des Verlorenseins und das Streben nach einer authentischen Identität eine Rolle.
Die Texte wirken oft wie fragmentarische Beobachtungen, die sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Zustände widerspiegeln können. So lässt sich der Song beispielsweise als Kommentar auf die Schnelllebigkeit und den Druck moderner Lebenswelten lesen – als ein Zustand, in dem man sich zwischen verschiedenen Rollen, Erwartungen und inneren Wahrheiten hin- und hergerissen fühlt.
Letztlich lädt „Ten to Twenty“ den Hörer dazu ein, über den eigenen Umgang mit Zeit, Identität und den damit verbundenen inneren Konflikten nachzudenken. Da die Lyrics nicht eindeutig sind, überlässt die Band es dem Publikum, die für sich persönlich stimmige Bedeutung herauszufiltern.
Ich finde die Message nachvollziehbar und sie gibt meinem Musikvideo einen sinnvollen Background.

In dem Video hast du ja sehr ausgefallene Erscheinungsbilder. Nimmst du damit Bezug auf diesen Satz „[…] ein Zustand, in dem man sich zwischen verschiedenen Rollen, Erwartungen und inneren Wahrheiten hin- und hergerissen fühlt.„?
Tong:
Lustigerweise sind die Bilder bereits einige Wochen vor meiner Recherche nach der Kernaussage des Songs entstanden. Ich wusste also gar nichts von dem vermeintlichen Rollen- und Identitätskonflikt, den der Song anspricht. Der Zusammenhang hat sich wirklich zufällig ergeben.

Das ist verrückt. Kannst du dich mit diesen Versionen von dir denn auch tatsächlich identifizieren, oder sind die Rollen willkürlich entstanden?
Tong:
Die Bilder sind eigentlich zufällig entstanden. Ich habe der KI einen Satz mit echten Fotos von mir gegeben. Mit dieser Grundlage hat die KI Bilder von mir erzeugt, die mich in einem ausgewählten Kontext darstellen.

Dann hast du also selbst ausgewählt, als Hippie mitten in einem Festival zu stehen oder als Astronaut in einer Raumsonde zu sitzen?
Tong:
Genau. Ich habe einfach einige Umgebungen ausgesucht, die ich für mich ansprechend oder aber auch einfach nur lustig fand und die KI-Bilder danach generieren lassen. Das Bild von mir im Gothic-Stil ist absolut grotesk, aber genau das fand ich als Titelfoto am besten. Und um wieder auf die innere Zerrissenheit zwischen unterschiedlichen Identitäten zurück zu kommen – im Nachhinein finde ich mich selbst oder erkenne Teile meiner Persönlichkeit in allen dieser Darstellungen wieder. Mal stärker und mal schwächer, aber der Bezug ist da und ich vermute, dass vielleicht auch das Unterbewusstsein eine Rolle bei der Auswahl der Umgebungen gespielt hat. Immerhin gibt es kein Bild, in dem ich zum Beispiel Feuerwehrmann oder Millionär bin.

Möchtest du uns von diesen Identitäten teilhaben lassen?
Tong:
Ich kann es gerne versuchen. Diese zwei folgenden Bilder spiegeln eine lässige, gemütliche Version von mir wider. Jemand, mit dem man sich einfach locker eine Weile unterhalten kann, ohne selbst in eine gezwungene, unnatürliche Haltung zu verfallen:


Tong:
Dann der Typ, der sich gerne im etwas ausgefallenen, vielleicht etwas übertriebenen Look zeigt. Das Styling und die Außenwirkung steht hier stark im Vordergrund. Ich denke manchmal Gefahr zu laufen, eingebildet und selbstdarstellerisch rüberzukommen, was ich eigentlich an anderen Menschen gar nicht mag. Aber ich glaube, einen Weg gefunden zu haben, so aufzutreten und gerade noch nicht diese Eigenschaften dominieren zu lassen:





Tong:
Dieses folgende Bild macht die eher weichere Art von mir deutlich. Man könnte vielleicht sinnlich, oder nachdenklich sagen. Vielleicht künstlerisch? Ich weiß nicht.

Tong:
Hier der Rock’n’Roller. Jemand, der den Moment inmitten eines Livekonzertes, oder einer beliebig anderen bewegenden Situation bewusst wahrnimmt und den Zauber genießt, der sich gleichzeitig auf alle Menschen im Publikum auswirkt:

Tong:
Der Hippie. Ich bin mit dem Classic Rock Genre aufgewachsen und mein Gitarrenspiel beruht zu einem wirklich großen Teil auf die Klänge der damaligen 60er und 70er. Ich denke oft wie ein Hippie und habe viel übrig für Liebe und Frieden. In der heutigen Zeit merke ich immer öfter, dass ich stärker daran festhalten möchte.

Tong:
Und jetzt die groteske Illustration meiner rebellischen Seite. Immer einen Hang zu unkonventionellen Denk- und Vorgehensweisen:

Tong:
Der Streber und der Astronaut. Mein Interesse an der Naturwissenschaft und an vereinnahmenden Technologien wie das Internet ordne ich diesen Bildern zu. Nicht umsonst ertappe ich mich hin und wieder dabei, Spaß an der Mathematik und an der Informatik zu empfinden und mache in gewissen Kreisen auch meine leicht nerdige Seite spürbar. Aber ich schreibe diesen Bildern auch meine manchmal etwas starren Vorgehensweisen zu, Dinge zu organisieren. Ich gerate in Unsicherheit, wenn feste Strukturen aufbrechen, die sich über sehr lange Zeit etabliert haben:


Tong:
Der Krieger. Ich denke, dass sich dieser Teil am deutlichsten beim Sport zeigt. Bin ich irgendwo vielleicht auch ein Hüter und Beschützer? Möglicherweise. Ich gebe mir jedenfalls Mühe, dass die Begriffe Fürsorglichkeit und Hilfsbereitschaft auch mit mir in Verbindung gebracht werden:

Tong:
Man sagt ja oft, dass jeder Mensch das Gute in sich trägt. Ich habe eine Theorie, in der jeder Mensch ebenso auch eine dunkle, unheimliche und unliebsame Seite besitzt, die sich im Laufe des Lebens mehr oder weniger stark ausbildet:

Tong:
Am Ende möchte ich eigentlich hauptsächlich mit dieser folgenden Erscheinung in Verbindung gebracht werden. Ein Kumpel – entspannt, lustig, sich nicht zu ernst nehmend. Friedliebend, freiheitsliebend, harmoniebedürftig. Jemand, der von niemandem als eine Bedrohung wahrgenommen wird:


Darf ich annehmen, dass dieses letzte Bild dann auch deine Lieblingsversion von den ganzen Versionen aus dem Video darstellt?
Tong:
Ja. Nachdem die KI mich nach Strich und Faden verunstaltet hat, denke ich, dass dieses letzte Foto meiner Originalversion am nächsten kommt (lacht).

Ich bedanke mich für deine Offenheit. Es ist wirklich verblüffend, welche Möglichkeiten die heutigen Technologien bieten.
Tong:
Wir sind wie Songs. Jeder Mensch verkörpert die Originalversion von sich und bringt hin und wieder verschiedene Coverversionen von sich selbst heraus. Die Mitmenschen suchen sich aus, welche Version ihnen am besten gefällt und entscheiden sich, nur diese zu hören. Ich versuche, die Originalversion von mir so gut wie möglich zu machen, damit niemand dazu verleitet wird, eine Nachbildung vorzuziehen.